Montag, 30. April 2012

DIY

oder „Was ist hinter der Mosaiktafel?“

Auf völlig falsche Gedanken kam der Atoka (阿啄仔) Luo You beim Besuch des Nationalen Zentrums für traditionelle Künste in Wujie im Januar 2010. Mit freundlich auffordernden Blick und vermutlich unbekleidet wird zum Eintreten in eines der traditonell gestalteten Geschäftshäuser an der Touristenstraße im Kunstzentrum geworben.


Wer sich darauf freut, den Rest der Körperbemalung (Oder soll das ein Tattoo sein?) im mittleren Bereich zu sehen und beim DIY noch persönlich ergänzen zu dürfen, wird aber enttäuscht.


Im Mittelpunkt steht die Mosaiktafel und es geht nur darum, bunte Steinchen auf Holzplättchen, Kistchen, kleine Bilderrahmen und ähnliches zu kleben. Zwei Workshops für diverse DIY, also Kunst zum Selbermachen, die uns aber zumeist uninteressant erschien, waren im Übernachtungspreis des dem Zentrum angegliederten Hotels „Forte Dong Shan Villa“ enthalten. Deshalb sind wir nur zum Mosaikkleben gegangen. Was es sonst noch im Detail gab, haben wir beide bereits vergessen. Warum lässt mich meine Frau niemals eine Auto- oder Computermesse in Taiwan besuchen?

Was ist Freiheit?

Ein freies Land für freie Bürger: Mehr als 100 frei empfangbare Fernsehkänale werden in Deutschland über das europäische Satellitensystem ASTRA angeboten, auch wenn gerade der iranische Sender Press TV aus „legal reasons“ abgeschaltet ist.

Aber, sagt die Taiwanerin im Haushalt, welcher aufgeklärte freie Bürger will sich schon von islamistischer Propaganda verführen lassen? Gut, dass dies von staatlicher Seite verhindert wird, dem Mullah-Regime eine Werbeplattform in Europa entzogen und wir keine dummen Gedanken bekommen. So gucken wir auch nicht im Internet Press TV oder folgen den schlechten Hinweisen den Boykott zu umgehen.

Wir blenden die bösen Atombombenbauer aus, ignorieren sie und vertrauen unserer Regierung, dass sie alles richten wird. Wofür sich auch den Demagogenkanal anschauen, der schon am Anfang gezeigt hat, dass die ägyptische Revolution, auch eine anti-israelische war, während westliche Medien lieber pseudo-aufklärerische Demokratiewolken versprühten?

Erfreulicherweise bietet ASTRA eine große Auswahl anderer Kanäle. Merkwürdig nur, dass die etlichen Erotikkänale, zum Beispiel 6Live, Amore TV, Bunnyclub24, Eurotic, Gayboys Live, Sexysat, Taquilla X, die der Satellitenempfänger findet, nicht in der Programmübersicht erscheinen. Vielleicht gibt es sie unter dem Genre „Bildung“.


Vertieft habe ich die Suche nicht, sondern zappte am Sonntag morgen bis zu einer Wiederholung der Sendung „Mit 80.000 Fragen um die Welt“. In der gezeigten Folge bewegte die Frage „Was ist Freiheit“. Um die zu beantworten, ging Dennis Gastmann nach TAIWAN, weil das eine Demokratie ist, wo man sich mehr erlauben kann.

Dabei traf er Prof. Shieh Jhy-Wey (謝志偉), der 2005 Taiwans Repräsentant - quasi „Botschafter“ - in Berlin war, nach 2007 Regierungssprecher und Minister des Informationsbüro der Chen-Shui-Bien-Regierung


Luo Yous Fernseher in Betrieb

Viele Besucher vom Festland dürften allerdings wenig in der erwähnten politischen Talkshow und von den Kommentaren in „Bosstalk“ (頭家來開講), die Shieh Jhy-Wey auf Formosa TV moderiert, verstehen, da überwiegend taiwanisch und weniger Mandarin, die chinesische Amtssprache, gesprochen wird.

Gut, dass Shieh Jhy-Wey, Alumnus der Ruhr-Universität Bochum, trotzdem die Fähigkeiten, den Humor und das komödiantische Talent hat, international wahrgenommen zu werden und überzeugend aufzutreten. Und so setzt er sich in Taiwan ein. Auch mit Anzug und Krawatte macht er beim Rap (饒舌) eine gute Figur.

Unverständlich, warum die ARD in ihrem Youtube-Kanal uns eine der besten Szenen - nämlich nach dem Abspann - mit Shieh Jhy-Wey und einen tollen Rap verweigert. Dennis Gastmann erinnert dabei mit seiner begleitenden Mimik etwas an den Arzt Doug Ross, gespielt von Gene Wilder. Wirklich köstlich!

Vielleicht lässt sich der fehlende Teil noch anfügen. Auf jeden Fall hat Shieh Jhy-Wey sich im kollektiven Gedächtnis der taiwanischen Gemeinschaft in Deutschland verewigt.

Samstag, 21. April 2012

Ein Happen zwischendurch - Have A Snack Inbetween

Am Rhein ist ist nicht nur deshalb so schön, weil Sebamed in Boppard einen Werksverkauf hat. Der Raum um Düsseldorf ist darüber hinaus offenbar für viele Asiaten eine Oase.

// Im „Chinahaus“ - schöner und gehaltvoller ist der chinesische Name des Restaurants „Zhe4 Jiang1 Yi1 Fang2“ - an der Kölnischen Landstraße //

Meine Frau berichtete mir über den Beitrag im Blog einer Taiwanerin, die in Weimar wohnt und lebt. Darin werden die nicht nur die kulinarischen Angebote und Einkaufsmöglichkeiten in Düsseldorf gepriesen.

// Geburtstagsgeschenk mit Hühnerfüßen, Rettichkuchen und Sesambällen von der New City an der Herzogstraße //

Garniert wird der Post in chinesischer Sprache mit ähnlichen Fotos wie auf dieser Seite. Die Bilder der Mahlzeiten stammen hier fast alle von letzter Woche. Das ist die wahre rheinische Kost, die ich sehr mag, nicht die Pampe mit Schlempe, Kotzbuh oder das Gummikäsechemobrötchen.

// Maruyasu in dem Schadow-Arkaden gibt keine Blutwurst mit Kartoffelpüree sondern japanische Lunchpakete, Set Meals und Sushi aus. //

Die fünf Stunden Fahrzeit von Weimar nach Düsseldorf werden aber nicht für das Essen und Einkaufen in den asiatischen Supermärkten ertragen. In Düsseldorf gibt es auch die Frisöre für Asiaten, die eine so weite Fahrt rechtfertigen. Es wird nämlich vermutet wird, dass die deutschen Haarkünstler mit der feinen natürlichen Kopfbedeckung der Frauen aus Fernost nicht zurecht kommen. Zur Auswahl stehen in Düsseldorf im Gegensatz zu Weimar chinesische und japanische Salons, wobei die distinguierte Taiwanerin gewöhnlich den Japaner (zum Beispiel Erdgeschoss des Hotel Nikko an der Immermannstraße) vorzieht. Den Chinesen kann man auch beim Frisieren nicht wirklich vertrauen, so die Meinung.

// Nicht aus der letzten Woche, aber trotzdem lecker im Kagaya an der Bismarckstraße, auf- und zu sich genommen am Japantag 15.10.2011 //

Übrigens, meine Frau war in Deutschland noch nie bei einem Frisör, gleich welcher Herkunft und Nationalität. Meine Mutter kommentierte dazu, dass ihr Frisör im Viertel Italiener mit deutschen Angestellten sei und er immer eine sehr gute Arbeit leiste. Ich lasse bei einer Deutschen in der Mittagspause schräg gegenüber vom Büro schneiden, liebte und liebe aber das gelegentliche Fremdgehen in Taiwan, Kuba, Kanada, Spanien, kroatisch oder beim Türken.

Freitag, 20. April 2012

Der Blick zurück - The View Back

Der Blick zurück bezieht sich nicht nur zeitlich auf den letzten Aufenthalt in Taiwan, der sich diesmal insbesondere auf die touristische Südspitze der Insel um Kenting konzentrierte. Der Blick zurück ist in diesem weiteren Beitrag der Kenting-Strand-Serie durchaus räumlich zu verstehen. Aber zuerst der Blick nach vorne:


Wir befinden uns im Jahre 2012 n.Chr. Der ganze Süden Taiwans ist Nationalpark...


Der ganze Süden? Nein! Ein Kernkraftwerk der unbeugsamen Atomlobby hört nicht auf, dem unbefleckten Nationalparkgedanken Widerstand zu leisten.


Und das Leben ist nicht leicht für den Touristen, der aus einem Land kommt, das sich zwar langsam, aber endgültig vom Nuklearwahn verabschieden will, hier auf der Erdbebeninsel umgeben von den Reaktoren Jinshan, Kuosheng, Maanshan und dem im Bau befindlich Longmen seine Urlaubstage zu verbringen.


Ein Hauch von Strandleben zwischen Abflusskanal und Atommeiler.


Romantisch wird es am Abend, wenn die Sonne über der Taiwan-Straße untergeht. Bald strahlt nur noch das Kraftwerk.

Allein im Fokus der mit Atomkraft geladenen Digitalkamera des Adoka ist die Alibi-Windkraftanlage von Taipower. Junge Taiwanerinnen richten lieber die Blicke auf sich.

Was soll schon passieren? Anspruchsvolle Modelle mit Minikernkraftwerk und Spielzeugeisenbahn japanischer Herkunft zeigen im Erdbebenmuseum von Taiwan, dass alles im grünen Bereich bleibt, wenn die Tischplatte wackelt.


Na also, alles bleibt stehen. Es wackelt nur ein bisschen.



Dabei zeigen die ausgestellten Fotos und Objekte zum Erbeben vom 21.9.1999 eine andere Realität.


Das zerstörte Schulgebäude ist im Zentrum des Erdbebenmuseums. Die Laufbahn und der Platz der Schulsportanlage haben sich mittendurch um Meter angehoben.


Knifflige Aufgaben: Wie biegt man die vom Erdbeben verformten Eisenbahnschienen wieder gerade? Was bleibt von Taiwan übrig, wenn die Deformation und der Riss durch ein AKW gehen? Restrisiko? Ist es das wert?

Also, wenn Luo You ab 2031 seinen Ruhestand auf dieser Insel verleben soll, kann er sich halbwegs auf Erdbeben einstellen. Aber das Atomzeug muss vorher abgeschaltet und entschärft werden.